Kaffeeschule Hannover: Der Weg zum perfekten Kaffeegenuss

Nadine Karbach ist Teil des Teams der Kaffeeschule Hannover, hat das Kaffeesommeliere-Zertifikat der IHK und bietet Aus- und Weiterbildungen rund um das Thema Kaffee an. Was ist eigentlich Spezialitätenkaffee? Das ist Kaffee, der zu den besten fünf Prozent der Welternte zählt. Er verschafft uns eine außergewöhnlichen Ge- schmackserfahrung. Zudem können wir mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, woher der Kaffee kommt. Das ist sehr ungewöhnlich für ein Produkt, dass das zweitmeist gehandelte der Welt ist. Ist das auch der Grund für den höhere Preis im Vergleich zur Supermarktware? Ja, denn meistens ist der eingesetzte Rohstoff beim Spezialitätenkaffee besser. Sie können mitunter genau sagen, welche Kaffeeart das ist, auf welcher Höhe sie angebaut wurde, ob es eine aktuelle Ernte ist und vieles mehr. All diese Informationen sind nicht selbstverständlich, vorher war es ein anonymes Produkt. Muss ich Spezialitätenkaffee besonders zubereiten? Ich kann ihn auch ganz normal mit der Kaffeemaschine zubereiten oder mit der French Press aufbrühen, das ist kein Frevel. Wer in höhere Sphären will, dem würde ich spezielle Filter, zum Beispiel von Chemex oder Hario, empfehlen. Zubereitung, Temperatur, Kaffeemühle: Worauf sollte ich bei der Zubereitung achten? Meine Empfehlung ist, den Papierfilter vorher einmal mit einem Schwall Wasser durchzuspülen und es dann wegzuschütten. In dem Filter sind Produktionsstoffe, die für uns nicht sichtbar, aber doch unangenehm sind. Wer möchte, kann das Wasser auch aufheben und probieren. Das kann furchtbar schmecken. Dieser Geschmack geht sonst mit dem Kaffee in die Tasse. Wie sieht es mit der Wassertemperatur aus? Der Kaffee sollte nicht zu heiß aufgebrüht werden, idealerweise bei 92 bis 96 Grad. Mein Tipp: Achten Sie darauf, wann es beim Wasserkocher „klack“ macht und schauen Sie auf die Uhr. Mit dem ersten Schwall Wasser spülen Sie den Filter durch und gießen Sie nach eineinhalb bis zwei Minuten den Kaffee auf. Wann lohnt sich denn die Anschaffung einer Mühle? Immer (lacht). Wenn Sie regelmäßig Kaffee trinken, gibt es mehrere Gründe. Mit einer Mühle mahlen sie nur so viele Bohnen, wie sie tatsächlich benötigen. Außerdem sind Ihre Möglichkeiten bei der Kaffeezubereitung größer, sie können den Mahlgrad einstellen und die Bohnen bleiben länger frisch. Worauf muss ich bei der Mühle achten? Ich empfehle eine mit Kegel- oder Keramikmahlwerk, die Bohne wird damit gleichmäßig zerkleinert. Es sollte keine mit Schlagwerk und Schneidemesser sein. Die sind nicht gut, weil die Bohne in einer Art „Ninja-Manier“ zerteilt wird. Lesen Sie auch Kalter Kaffee: "Cold Brew" ist in Hannover ein Trendgetränk So hilft "Mulembe" aus Hannover Kaffeebauern in Uganda Hannover: Kaffeemanufaktur eröffnet neues Geschäft Aufbewahrung, Menge, der perfekte Kaffee: Woher weiß ich, wie viel Kaffeemehl ich benötige? Die Wassermenge muss im richtigen Verhältnis zum Kaffeemehl stehen. Faustregel: 55 bis 65 Gramm Kaffeemehl kommen auf einen Liter, das lässt sich entsprechend hoch- und runterrechnen. Am besten wiegen Sie die Bohnen mit einer Haushaltswaage ab und mahlen sie dann. Es hilft, einmal gegen die Mühle zu hauen, jede Mühle hat ein bisschen toten Raum, darin kann bis zu ein Gramm verschwinden. Wie bewahre ich Kaffee auf? Auf keinen Fall im Kühlschrank. Die Temperaturschwankungen beim Öffnen und Schließen der Tür sind zu groß. Am besten Kaffeeverpackungen nutzen, die wiederverschließbar sind oder mit Clips arbeiten. Die Verpackung sollte nicht mit Tesafilm verschlossen werden. Außerdem sollte der Kaffee auch nicht in Kaffeedosen umgekippt werden, denn je öfter wir ihn umkippen, desto mehr Aroma verlieren wir. Was macht für Sie den perfekten Kaffee aus? Hmm ... Er hat die wunderbare Balance aus schöner Säure und Süße, einen cremig-seidigen Körper, eine angenehm spritzige Note und komplexe Aromen, die mich vom Stuhl hauen. Und einen süßen, angenehmen, langen Nachgeschmack. Nach einer Stunde muss ich immer noch denken: Der war aber lecker. Von Stella-Sophie Wojtczak