Hannover: Tomas Lada ist ein Star im Autogramme sammeln

Würde man seine Leidenschaft kritisch betrachten wollen, war 2019 bisher kein so gelungenes Jahr für Tomas Lada (24). „Bis auf Pink habe ich keinen Erfolg gehabt“, sagt der junge Mann und zuckt mit den Schultern. „Immerhin gibt es ein Trostpflaster“, ergänzt er und zieht aus einer DIN-A4-großen Sammelmappe das Autogramm der Sängerin hervor, „es ist mit persönlicher Widmung.“ Und da steht es geschrieben, Schwarz auf Weiß: „To Tomas – Pink“. Das hatte ihm die Sängerin in der Nacht nach ihrem Konzert in der HDI-Arena am Flughafen auf den Zettel geschrieben. Ein Foto dazu gab es allerdings nicht. Tomas Lada ist leidenschaftlicher Autogrammjäger. Schaut man sich all die Fotos mit Stars und Sternchen an, könnte man meinen, er macht das bereits seit Jahrzehnten und wohnt in Hollywood. Doch Lada ist 24 und hat „98 Prozent“ seiner Errungenschaften in Hannover gesammelt. Angefangen hat es mit Hannover 96: Angefangen hat alles mit fünf Autogrammkarten von den ehemaligen 96-Spielern Thomas Brdaric (44), Marc Ziegler (43), Altin Lala (43), Thomas Christiansen (46) und Kostas Konstantinidis (46). „Eine Freundin meiner Mutter hat mich mit den Karten versorgt“, erinnert sich Lada in dem Gespräch mit der NP – standesgemäß am Luisenhof in der Innenstadt, dem Fünf-Sterne-Hotel, in dem bereits dutzende Prominente abgestiegen sind. Wobei: „Die erste Autogrammkarte, die ich als Drittklässler bekommen habe, war von dem Autoren Wolfram Hänel“, berichtet der 24-Jährige. Das Andenken hat er allerdings verbaselt, „mehrere Jahre später habe ich ihn angeschrieben und bekam ein neues.“ Den Verlust lächelt Lada heute weg. Doch der Gedanken daran, das könnte ihm mit seiner aktuellen Sammlung passieren, lässt ihn erschaudern: „Es wäre der wohl schlimmste Tag meines Lebens.“ Denn die Mappe hat es in sich: Darin finden sich signierte Fotos, CDs und Schallplatten von Politikern wie dem russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin (66) und Altkanzler Gerhard Schröder (75), Bundeskanzlerin Angela Merkel (65), von Persönlichkeiten wie dem Dalai Lama (84), den Sängern Udo Lindenberg (73), David Hasselhoff (67), Robbie Williams (45), Macklemore (36), Eminem (46) und Miley Cyrus (26), Schauspielstars wie Jude Law (46), Nicholas Cage (55) und Denzel Washington (64) – diese Liste ließe sich gefühlt unendlich weiter fortsetzen. Sammler zahlen schon mal gutes Geld: Das Ganze hat primär einen nonmateriellen Wert für Lada („Es sind die Erlebnisse und Erinnerungen, die zählen“), jedoch beziffert der Autogrammjäger den materiellen Wert auf „um die 25.000 Euro.“ Als Beispiel zückt er eine von „Boss“ Bruce Springsteen (69) persönlich unterzeichnete „Born in the USA“-Schallplatte, „Sammler zahlen dafür bis zu 3000 Euro“, weiß er. Er hat kürzlich ein Autogramm von Putin bei Ebay angeboten, eine Russin kaufte es für ihren Onkel als Geburtstagsgeschenk. „Das hat mir zwei Monatsmieten eingebracht“, sagt Lada und lacht. Ihm geht es jedoch weniger um das Geld als um den Kick, die Unterschriften dieser weltweit bekannten Menschen zu bekommen, an die man eigentlich nie einfach herankommt und die immer eine große Entourage und Sicherheitsleute um sich herum scharen. „Ich will es mir immer wieder aufs Neue selbst beweisen, dass ich es schaffe“, so der Mann aus dem Zooviertel, „es ist eine riesige Herausforderung.“ Bauchgefühl und Social Media: Eine, die in seinem Fall durchaus häufig Früchte trägt. Aber wie macht er das? Woher weiß er denn, wann wer wo ist? „Erfahrung, Bauchgefühl und Social Media“, bringt es der Fernsehredakteur (arbeitet unter anderem für Sat.1 regional) auf den Punkt. Heißt: Er setzt darauf, dass Stars in den besten und am besten gelegenen Hotels einchecken, wartet am Flughafen. Oder er hat einfach nur Glück, wie an dem Tag, als er Udo Lindenberg zufällig in der Stadt in die Arme gelaufen ist und sie 15 Minuten klönten. „Außerdem schaue ich bei Instagram und Co. wie sich die Stars in anderen Städten bewegen, in welchen Flugzeugen sie anreisen, welchen Rhythmus sie haben.“ Lada weiß sogar, wie es die Promis beim Signieren gerne haben: „Es gibt einige, die unterschreiben nur auf weißen Zetteln, andere nur auf Fotos oder nur auf CDs.“ Oder nur mit blauen Stiften! Und dann muss es ein echter „Sharpie“ (kosten um die 1,50 Euro) sein – den Permanentmarker aus den USA hat Lada auch in Schwarz. Selbstverständlich. Bedauerlicherweise gibt es aber auch die Fraktion, die Autogrammjäger einfach links liegen lässt. Wie zum Beispiel George Michael (†53), die Band U2, Sänger Elton John (72): „Der hat mich schon dreimal stehen lassen.“ Und auch Superstar Pink hat ihn 2013 vorm Sheraton im Lister Pelikanviertel mal abblitzen lassen. Lada hatte vom späten Abend an am Hotel gewartet, bis sie im Tourbus ankam – da war es ein Uhr nachts. „Ausgestiegen ist sie allerdings erst um 14 Uhr“, berichtet er schmunzelnd, „diese Busse sind ja luxuriöser als manches Hotel.“ er nutzte die Chance, erzählte der Künstlerin, dass er seit mehr als 14 Stunden auf sie wartet. „Interessiert mich einen Scheiß“, schmetterte sie ihm an den Kopf – und verschwand. Muss eine üble Nacht gewesen sein. Dieses Jahr hat es geklappt mit Pink. Und deshalb hat Tomas Lada allen Grund, 2019 als ein erfolgreiches in seinem Autogrammjägerleben zu betrachten. Von Mirjana Cvjetkovic

Promis - Tomas Lada ist ein Star im Autogramme sammeln