Hannover: Südtiroler Hoi und All Vegan sind neu in der Markthalle

Ganz in der Nähe vom Eingang Marktstraße hat in der zweiten Reihe eine energiegeladene Frau das Sagen: Thi Thanh Tu Nguyen hat hier kurz vor Beginn des zweiten Gastro-Lockdowns ihr „All Vegan“ geöffnet. Die 38-jährige Vietnamesin aus der Zehn-Millionen-Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt (früher Saigon) kam vor 19 Jahren nach Hannover. Nicht um sich an den Herd zu stellen. „Ich habe an der Leibniz-Universität Informatik studiert und bin Diplom-Informatikerin“, sagt Nguyen, „ich habe in dem Beruf auch ein paar Jahre gearbeitet.“ Aber der Traum vom eigenen Lokal war für die Hobby-Köchin größer, und so übernahm sie vor sechs Jahren von Linden-Institution Francesco Lo-Cacciatos den „Eissalon Da Lozzo“ an der Limmerstraße. Vietnamesen und Eis? „Das können wir auch“, sagt Nguyen und strahlt. Aber weil sie auch noch was ganz eigenes machen wollte, ging es im Herbst 2020 in die Markthalle Hannover. Die Wirtin freut sich auf ihr drittes Kind: „Wir freuen uns, dass wir den ersten rein veganen Stand haben“, sagt Markthallen-Geschäftsführer Gerhard Schacht (69), „er wird gut angenommen. Veganes Essen liegt voll im Trend.“ Nguyen isst überwiegend vegan und ist sich sicher: „Der vegane Lebensstil unterstützt nicht nur Körper und Geist, er schützt auch die Tierwelt und entlastet die Umwelt.“ Die Frau des Maschinenbau-Ingenieurs Turn Dat Tran kommt gar nicht drumherum, viel an die Zukunft zu denken. „In einem Monat“, sagt sie lächelnd und zeigt auf ihren Bauch: „Nach zwei Jungs wird es endlich ein Mädchen.“ Im „All Vegan“ gibt es zehn verschiedene Bowls um die acht Euro, Sushi-Sandwich, Sommerrollen und Onigiri - das sind gewürzte japanische Klöße aus Reis. Sonnabends gibt es ein veganes Frühstück mit Smoothies, Pancakes und Porridge, die Vietnamesin serviert einen Nationen-Mix mit Zutaten von Amerika bis Asien. Ob sie auch selbst in der Küche steht? „Wer sonst?“, fragt Thi Thanh Tu Nguyen, die auch vegane Idee aus dem Eiscafé umgesetzt hat: veganes Spaghetti-Eis für 5,80 Euro. Mal sehen, ob Nguyen mit zwei Läden und drei kleinen Kindern erstmal ausgelastet ist. Das „Hoi“ setzt auf Südtiroler Spezialitäten: Sie sind die Gastro-Könige von Nienburg an der Weser. Lorenzo (34), Vincenzo (29) und Angelo Vazzano (27) betreiben in der Stadt zwischen Hannover und Bremen fünf Bars und Restaurants, auch das „Rossini“, das „BARzzano“ und das „Vier Jahreszeiten“. Und sie haben einen mächtigen Freund, der alle drei aufwachsen sah: Björn Peikert (53) ist gebürtiger Nienburger und gründete in Hannover das Unternehmen Deutschland Immobilien mit inzwischen 100 Mitarbeitern und Standorten in Berlin, Frankfurt und Heidelberg. Das Trio investierte 200.000 Euro: Peikert ist großer Südtirol-Fan, mit Blick auf das Kloster Neustift hat er in Brixen seinen Zweitwohnsitz. Nun wurde in der Markthalle ein 38-Quadratmeter-Stand (zuvor war dort eine griechische Imbiss-Kette, früher eine Bäckerei) direkt am Eingang Leinstraße frei – und Peikert wollte immer schon „den Südtiroler Geschmack nach Hannover holen“. Gemeinsam mit den Brüdern investierte der Unternehmer 200.000 Euro und eröffnete im Dezember das „Hoi!“, mit diesen drei Buchstaben begrüßt man sich in Südtirol. „Wir holen die Produkte aus den Alpen in den Norden“, sagt Peikert. Der Speck kommt vom „Frickhof“ in Sterzing, der Käse aus der Drei-Zinnen-Region: „Das ist alles mehr als bio, das kommt direkt vom Bauern und das kann man schmecken.“ Zur Auswahl stehen Käsenocken, Schlutzer (Teigtaschen), Hirtenmakkaroni oder Knödeltris, die südtiroler Spezialitäten kosten zwischen sechs und 15 Euro. „Viele Hannoveraner gehen in Südtirol wandern oder Ski fahren“, weiß Björn Peikert, „die freuen sich, dass sie jetzt hier schlemmen können wie im Urlaub.“ Spitzenköche aus Südtirol kommen nach Hannover: Sogar kulinarischen Besuch gibt es gelegentlich, am 3. März kommt Spitzenkoch Fabian Eccli aus der „Decantei“ in Brixen und kocht eine Spezialkarte. Vom 9. bis zum 13. März sind mit Christoph und Werner Hinteregger wieder besondere Gäste da. Ihre „Rossalm“ auf dem Brixener Hausberg Plose zählt zu den schönsten Almhütten des Landes. Eine gebürtige Südtirolerin hat Peikert zum Umzug nach Hannover überreden können: Barbara Golser (22) aus der 8000-Seelen-Gemeinde Ritten bedient die Kunden. Ob ihr an der Leine was fehlt? „Die Berge! Das was ihr in der Nähe habt, sind ja noch nicht mal Hügel.“ Lesen Sie auch Das sind Wego Kregehrs Lieblingsrestaurants in aller Welt Außer-Haus-Verkauf von Edel-Lokalen Weinbasis und Wild Duck Marina Matthiesen und Christina Scherer: "Hannover eats" auf Instagram Von Christoph Dannowski