Hannover: Angelika Loris setzt mit Lokal Loris auf Außer-Haus-Verkauf

In der Oststadt ist sie aufgewachsen und immer wieder dorthin zurückgekehrt. Seit 31 Jahren betreibt Angelika Loris (66) nun das „Loris“ an der Holscherstraße. Dass sie ihre Gäste derzeit nicht in gewohnter Weise bewirten kann, bedrückt sie sehr. Frau Loris, Sie wohnen ganz in der Nähe Ihres Ladens. Die meiste Zeit sind die Türen des „Loris“ aber geschlossen. Was geht Ihnen da durch den Kopf? Dass wir einfach nur unsere Gäste wieder begrüßen wollen! Was aber gerade leider nicht in der gewohnten Form geht. Schön ist, dass wir jetzt auch mit Leuten aus der Nachbarschaft ins Gespräch kommen, die man vorher nur so am Rande wahrgenommen hat. Haben Sie diesen Lockdown kommen sehen? Ja, das haben wir. Wir haben stets die Zahlen der Neuinfektionen verfolgt, es wurden von Tag zu Tag mehr. Anfangs hatten wir die Hoffnung, dass es nicht so heftig kommt, Niedersachsen stand ja einige Zeit recht gut da. Bis die Zahlen schlagartig explodiert sind ... Hatten Sie für die jetzige Situation gleich einen Plan in petto? Im Kopf schon, ausgearbeitet nicht ganz. Wir haben dann schnell die Karte umgestellt, das drauf gelassen, was sich am besten vorbereiten und verpacken lässt. Zum Beispiel? Sauerfleisch und Schnitzel. Außer der Reihe Klassiker wie geräucherte Forelle aus dem Smoker. Die gibt’s vakuumiert. Was meinen Sie mit „außer der Reihe“? Vor Corona hatten wir sonnabends immer ein Sondergericht. Das Angebot haben wir nun auf drei Tage erweitert, von Donnerstag bis Sonnabend. Rippchen, Ente, Kohlrouladen, zu den Weihnachtsfeiertagen Gänsebrust und Keule. *6. Juni 1954 in Hannover. Sie wächst in der Oststadt auf, besucht unter anderem die Johanna-Friesen-Schule ehe sie 1970 eine Ausbildung zur EDV-Kauffrau absolviert. Neun Jahre arbeitet sie in dem Job, ehe sie sich in die Gastronomie stürzt. Sie arbeitet auf Juist, in Essen, Celle und in Hamburg, betreibt mit ihrem Mann Ferdi (68) sogar ein Hotel auf Mallorca. 1987 betreiben sie die „Pilsstube“ in der Altstadt, dann arbeiten sie an der Langen Laube im „Kölsch- und Altbierhaus“. 1989 übernehmen sie das Geschäft an der Holscherstraße, und zwar von Kartenlegerin Sylvie Kollin, da hieß es noch „Piccolo“. Daraus wurde das „Pan Tau“ für zwei Jahre, ehe sie es in „Loris“ umbenennen. Hier gibt es deutsche Gerichte wie hausgemachtes Sauerfleisch mit Bratkartoffeln und Gurkensalat (13,90 Euro), Schnitzel mit gebratenen Champignons und Bratkartoffeln (16,50 Euro) und Rindfleischeintopf mit Gemüse (6,50 Euro). Donnerstag bis Sonnabend bietet sie Sondergerichte wie Rippchen aus dem Smoker mit Krautsalat (13,80 Euro) und geräucherte Forelle (10,90 Euro) an. Welches Gericht vermissen Ihre Gäste am meisten? Das ist unterschiedlich (lacht). Vielleicht das kleine Rumpsteak. Aber das ist außer Haus leider nicht machbar. Bis man zu Hause ist, ist es kalt. Und das ist nicht Sinn der Sache. Was vermissen Sie derzeit am meisten? Na, meine Gäste! Über die ganzen Jahre haben wir uns arrangiert, kennengelernt, Zeit verbracht, Späßchen gemacht. Irgendwann kennt man den Rhythmus der Leute in- und auswendig (kämpft mit den Tränen). Unsere Besucher haben das mit dem Abstand halten im Laden wirklich wunderbar mitgemacht. Viele haben vorher sogar angerufen und nachgefragt, wie viel gerade los ist. Wie organisieren Sie das To-Go-Geschäft? Wir nennen den Kunden schon während der Bestellung mögliche Zeitfenster zur Abholung, haben einen Zehn-Minuten-Takt. Die meisten, die kommen, kenne ich. Aber manchmal steht dann jemand vor der Tür und sagt einfach nur „Ich bin der Grünkohl“. Schön, wenn’s mit ein bisschen Spaß zugeht. Die Lage ist schließlich ernst genug. Tauschen Sie sich mit anderen Gastronomen aus? Wenn man sich trifft, klar. Manchmal beim Kaffee am Pizza-Pavillon an der Lister Meile, aber den gibt es gerade auch leider nur to go – deshalb funktionieren Unterhaltungen gar nicht so richtig. Gastrokollegen holen auch mal was bei uns ab. Und Sie? Bekochen Sie sich selbst oder holen Sie auch mal Speisen woanders? Wenn wir so ganz faul sind und keine Lust haben, selbst zu kochen, kann’s passieren, dass wir was bestellen. Und wir wollen ja auch unser Umfeld unterstützen. Zuletzt gab’s was vom Chinamann (lacht). Was haben Sie bislang durch die Corona-Krise gelernt? Tja (hält inne). Dass alles nicht mehr so ist, wie es war und es wahrscheinlich auch nicht mehr so werden wird. Wir versuchen positiv zu bleiben, auch wenn es verdammt schwer ist. Lesen Sie auch "Debakel" in Linden setzt auf Stammgast-Karte Neustadt: So kommt „Jedermanns“-Wirt Bjoern Penno durch die Krise Alexander Falkes "993" macht Außer-Haus-Verkauf Von Mirjana Cvjetkovic