Hannover: Angelika Kaiser von der Klickmühle trotzt der Corona-Krise

Gerade hat Angelika Kaiser (70) ihr 30-jähriges Jubiläum mit der „Klickmühle“ gefeiert. Mittags essen bei ihr die Minister, abends wird Doppelkopf gespielt und am Wochenende standen die Fußballfans in Trauben um den Laden an der Leinstraße. Warum sich Kaiser von Corona nicht in die Knie zwingen lässt, hat sie der NP verraten. Wie sind Sie zu der „Klickmühle“ gekommen, Frau Kaiser? 1988 bin ich hier so reingeflutscht. Ich habe mich damals scheiden lassen und meine Freundin sagte: „Du musst unter Leute gehen. Geh doch mal in die ,Klickmühle’, die suchen eine Bedienung.“ Ich habe zunächst einen Tag in der Woche gearbeitet. Dann zwei, dann drei, dann vier, dann fünf und irgendwann hat mein damaliger Chef gesagt: „Weißt du was? Du übernimmst den Laden!“ Jetzt hatte ich 30-jähriges Jubiläum. Cool, oder? Was haben Sie vorher gemacht? Ich habe beim NDR gearbeitet und später eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht. Jetzt bin ich leidenschaftliche Gastronomin geworden. Aber im Moment ist es echt schwierig. Viele Gäste bleiben lieber zuhause. Mittags ist es gut, da können sie ja nicht anders. Aber abends: Gucken Sie sich um. Man nagt schon fast am Hungertuch. Aber ich will mich von so einem doofen Virus nicht in die Knie zwingen lassen. Wie lief es nach dem Corona-Lockdown wieder an? Es wurde langsam besser. Aber gerade, als man dachte, jetzt fängt es wieder an, da hört es auch schon wieder auf. * 15. März 1950 in Hannover. Sie hat zwei Söhne aus erster Ehe. 1988 fing sie in der Klickmühle als Kellnerin an. 1990 übernahm sie den Laden. Davor hatte Angelika Kaiser beim NDR gearbeitet und eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Sie wohnt mit Lebensgefährten und drei Hunden in Bothfeld. Die „Klickmühle“ (Leinstraße 25, Telefon 0511/32 34 17) hat Montag bis Freitag von elf Uhr bis Mitternacht geöffnet, sonnabends von 14 bis 20 Uhr. www.klickmühle.de Welche Eigenschaft sollte der perfekte Wirt haben? Man braucht viel Humor. Ich hab hier unglaubliches Glück, so viele tolle Leute um mich zu haben. Der Landtag ist in der Nähe. Alle Minister sind schon hier gewesen. Du hast immer gute Gespräche. Gute Wirte müssen kommunikativ sein. Die sechs Wochen während der Corona-Schließung ohne Gespräche waren furchtbar. Meine Steuerberaterin hat zu mir gesagt: „Mach bloß wieder auf“. Wenn sie mich an der Strippe hatte, hab ich gar nicht mehr aufgehört zu reden. Wie sieht es zu normalen Fußballzeiten in der „Klickmühle“ aus? Da lief es immer richtig gut. Aber im Moment ... (verdreht die Augen). Waren die Fans hier immer friedlich? Ich hab oft erlebt, dass die Ultras in Trauben draußen bis auf die Straße standen. Und dann musste ich immer raus und sagen: „Kinders, merkt ihr nicht, dass hier kein Auto mehr fahren kann? Runter von der Straße!“ Das machen die dann auch, die sind ja eigentlich alle sehr nett. Und die Polizei? Steht auf der anderen Seite und guckt zu. Mehr aber auch nicht. Was ist das typische Klickmühlen-Gericht? Zum Unmut unseres Koches, der seit 30 Jahren da ist, sind das die Currywurst und das Schnitzel. Und die Bratkartoffeln natürlich. Aber die sind auch lecker. Und dazu ein Bier. Gibt es eine wechselnde Mittagskarte? Die wechseln wir jede Woche. Diese Woche war auch Kohlroulade drauf. Fantastisch. Wenn Landtag ist, sind die alle da und essen hier. Gibt es ein Lieblingsgericht Ihrer Kindheit? Alles, was mit Frikadellen zu tun hat. Manche Gäste kommen jeden Tag, wenn wir Frikadellen oder Hackbraten auf der Karte haben. Unser Koch macht auch Frikadellen mit Kartoffelpüree und mit Möhrchengemüse. Das lieben unsere Gäste. Was ist Ihre schönste Erinnerung aus den letzten 30 Jahren? Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Da haben wir ja den ganzen Platz gegenüber bespielt: Musik, Programm und Ausschank. Es war so schön. Aus der ganzen Welt waren Menschen da und alle waren toll. Wir hatten uns gegen Security entschieden und wir haben sie auch nie gebraucht. Das war wunderbar. Und in vier Wochen nicht ein Tropfen Regen. Sind sie ein Nachtmensch? Ich bin seit vier Jahren sozusagen Rentnerin. Ich arbeite nachts gar nicht mehr. Dafür immer mittags. Ich will abends zuhause mit meinem Mann ein Bier trinken. Was kochen Sie gern für sich und Ihren Mann? Alles. Gulasch. Steak. Schnitzel. Neuerdings auch gerne Aufläufe. Wenn Sie selber frei haben – wohin gehen Sie gern essen? Wir haben in Bothfeld einen neuen kleinen Inder: „Punjabi Dhaba“. Der ist super. Da gehen wir gern hin. Früher war da ein Bringdienst. Und ins „Al Dar“ an der Königstraße gehe ich auch gern. Was ist das lustigste Utensil, das in Ihrer Kneipe mal liegen geblieben ist? Liegen geblieben nicht – aber es fiel mal was runter. Und der Nachbar wollte es aufheben. Da schrie ich nur: „Nimm die Finger weg“. Da war einem Stammkunden das Gebiss rausgefallen. Welche Promis waren schon hier? Ganz ehrlich: Das ist mir so was von egal. Aber tatsächlich waren sie schon alle hier. Stephan Weil. Olaf Lies. Boris Pistorius. Wolf Weber. Viele Fußballer. Bibiana Steinhaus. Die hab ich richtig ins Herz geschlossen. Theoretisch könnten Sie ja aufhören zu arbeiten. Warum machen sie weiter? Wegen der Unterhaltung. Wie kam der Besitzer eigentlich mal auf den Namen „Klickmühle“? Die ,Klickmühle’ ist eine der ältesten Wassermühlen, die es in Hannover gab. 1200-was-weiß-ich. Die hat gleich da drüben gestanden. Brauchen Sie einen Ausgleich zu Ihrer Arbeit? Ja: Ich habe drei Hunde. Morgens und abends geht es mit denen raus. Das ist schon schön. Sind Sie eigentlich selbst ein Fußballfan? In meiner Kneipe sprechen die Leute viel über Fußball. Dabei schnappe ich viel auf und gebe das auch mal zum besten. Dann sagen immer alle: „Donnerwetter, du hast ja Ahnung!“ Aber eigentlich habe ich nur gut zugehört (lacht). 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