Für Soyeon Schröder-Kim ist Tragen einer Schutzmaske selbstverständlich

In ihrem koreanischen Heimatland ist das Tragen von Schutzmasken nichts außergewöhnliches – das war bereits vor der Coronakrise so. In Deutschland sieht sich Soyeon Schröder-Kim (49) allerdings immer wieder mal mit Vorurteilen konfrontiert. Davon erzählte die Ehefrau von Altkanzler Gerhard Schröder (75) der NO. Frau Schröder-Kim, wenn Sie derzeit draußen unterwegs sind, sieht man Sie nur mit Schutzmaske. Für Sie selbstverständlich, oder? Für mich ist es so selbstverständlich wie für jede andere Koreanerin auch. Natürlich ist es in der Coronakrise von besonderer Bedeutung, aber wir Koreaner tragen auch in besonderen Smog-Zeiten in der Öffentlichkeit sehr häufig Mundschutz. In Asien gibt es eigenen Begriff für Schutz: Seit wann machen Sie das so? Was glauben Sie, kann man mit dem Tragen der Maske bezwecken? In Deutschland trage ich einen Mundschutz erst seit der Coronakrise. Am Anfang habe ich es mir nicht zugetraut, einen Mundschutz in der Öffentlichkeit zu tragen, weil ich mir der Tatsache bewusst bin, dass es in Deutschland wenig Erfahrung damit gibt – und eine Maske zu tragen, Misstrauen hervorruft. Aber seit der letzten Woche, wo sich in Deutschland das Coronavirus dramatisch verbreitet, trage ich die Maske. Und ich will auch andere ermutigen, mitzumachen, weil man damit zwar sich selbst nicht schützt, aber andere schon. Dieses Bewusstsein ist in Südkorea unter dem Begriff „Minpye (민폐)“ sehr verbreitet, das bedeutet, anderen nicht zu schaden. Daher tragen in Südkorea fast alle einen Mundschutz. Ich halte die Stellungnahme der WHO, Mundschutz schaffe ein falsches Sicherheitsgefühl und man verzichte darauf deshalb andere hygienische Maßnahmen – zum Beispiel Händewaschen –, für falsch. Natürlich werden diejenigen, die Masken tragen, andere hygienische Maßnahmen ebenso diszipliniert vornehmen. Haben Sie das Gefühl, dass Leute Sie wegen des Tragens Ihrer Maske komisch angucken? Ja, das habe ich gelegentlich erfahren müssen. Weil man offenbar meint, jeder, der eine Maske trägt, sei infiziert. Das ist ein dummes Vorurteil. Ich möchte dazu beitragen, dass solche Vorurteile nicht mehr stattfinden. Vorurteile gegenüber Asiaten überwinden: Sind Sie in dieser Hinsicht vielleicht ein Vorbild – in Asien ist der Gebrauch von Schutzmasken so gar nicht ungewöhnlich? Ich will kein Vorbild sein, aber mich vernünftig verhalten und damit einen Beitrag zur Überwindung von Vorurteilen gegenüber anderen Asiaten, die Mundschutz tragen, leisten. Was sagt Ihr Mann dazu? Meinen Mann habe ich überzeugen können, beim gemeinsamen Einkaufen einen Mundschutz, den ich für ihn genäht habe, zu tragen. Mit Familie in Seoul telefonischen Kontakt: Sie beide sind sehr viel beruflich unterwegs, nun verbringen Sie die Zeit zu Hause. Und wie verbringen Sie Ihre Freizeit? Wir arbeiten derzeit von zu Hause aus und gehen nur gemeinsam, so weit es uns erlaubt ist, nach draußen. Soweit wir ausgehen dürfen, gehen wir spazieren. Natürlich nur zu zweit. Wie halten Sie Kontakt zu Ihrer Familie in Seoul? Ich telefoniere viel mehr als früher mit meiner Familie, besonders viel mit meiner Tochter. Von Mirjana Cvjetkovic

Interview - Für Soyeon Schröder-Kim ist Tragen einer Schutzmaske selbstverständlich