Comedy-Star Mario Barth: „Ich bin ein Typ für die Langstrecke“

Seit 19 Jahren macht er die Hallen voll, am 17. November spielt Mario Barth (46) in der Tui-Arena sein Programm „Männer sind faul, sagen die Frauen“. Herr Barth, alles Gute nachträglich zum Geburtstag! Was haben Sie denn Schönes gemacht? Na, Geburtstag gefeiert (lacht). Mein Privatleben ist mir sehr wichtig, und wie an Weihnachten und Silvester hatte ich Familie und Freunde um mich herum. Wie sieht die perfekte Party aus? Ich will viele Leute einladen, tolles Essen, tolle Musik, alle tanzen. Dann stelle ich fest, dass es zu viele sind, um mit allen zu sprechen. Das nächste Mal, wenn ich nur vier, fünf Leutchen eingeladen habe, denke ich: Schade, hättest du mal mehr eingeladen. Deshalb ist die perfekte Party die, auf die man geht, und nicht die, die man macht (lacht). Ihr Sternzeichen ist Skorpion: Die sollen Städte wie München, Dover und Washington mögen. Stimmt das? Witzig, normalerweise sagen die Leute, Skorpione seien ehrgeizig, ungeduldig und dominant. Das mit den Städten kenne ich nicht, kann aber sagen: München ist eine tolle Stadt, nur leben möchte ich dort nicht. Dann lieber direkt in den Bergen. In Dover war ich noch nicht, deshalb kann ich nicht sagen, ob ich es mag. In Washington bin ich schon gewesen, das ist jetzt aber keine Stadt, in der ich leben wollen würde. Bei New York sieht das schon anders aus. Ach ja? Ich liebe diese Stadt! Und ich meine nicht touristische Zentren wie den Times Square. Ich habe Freunde in New York, bin oft und auch mal länger dort, führe dann ein relativ normales Leben. Das dann wie aussieht? Dann spiele ich im Sommer im Central Park Baseball mit Leuten. Ich kann das zwar gar nicht gut, aber die wissen, da ist wieder der Deutsche, dann ist das auch egal (lacht). Ansonsten bin ich sehr gerne an der Upper West und Upper East Side, gehe in Cafés und Restaurants. Klar herrscht absolutes Stresschaos, aber ich finde es einfach toll da. Ganz so weit weg geht es auf Tour nicht, dafür kommen Sie nach Hannover. Ich finde Hannover in der Tat ganz geil. Meine ersten Auftritte hatte ich in Hannover, im Capitol. Das Geilste: Nach der Show war Disco, ich bin einfach dageblieben, damals kannte mich ja keiner. Die Stimmung war geil, der Laden knallevoll. Und dann gibt es da diese Boutique. Welche Boutique? Die ist gleich rechts, wenn ich aus dem Hotel rausgehe. (Nach Barths Beschreibung kommen wir darauf, dass es „Sörens“ am Luisenhof sein muss, die Red.). Da kaufe ich wirklich gerne ein. Wieso denn das? Weil ich da immer top beraten worden bin, ohne dass Aufstand um meine Person gemacht worden ist. Ich habe mal im KaDeWe Unterhosen gekauft. Als ich aus der Umkleide gekommen bin, standen da zehn Verkäuferinnen, die ganz glücklich waren, dass Mario Barth dort seine Unterhosen kauft. Ich sagte nur: Toll Mädels, dass ihr da seid, aber ich weiß nicht, ob ich mich jetzt wohlfühle. Und in der Boutique bei euch hieß es nur: Danke für den Besuch und bis zum nächsten Mal. Ihre Show heißt „Männer sind faul, sagen die Frauen“. Wann haben Sie zu Hause zuletzt mit angepackt: Müll rausbringen, Bett beziehen. Staub wischen. Sowas. Jeden Tag. Jeden (lacht). Ich komme nach Hause, nachdem 10 000 Leute mir zugejubelt haben und da heißt es: ,Du, die Lampe ist kaputt.’ Oder neulich beim Umzug habe ich diese verkackte, fünf Milliarden Kilo schwere Powerplate mit Freunden geschleppt. Das glaubt mir nur keiner, weil es Menschen gibt, die denken: „Der hat doch 5000 Leute Personal und gibt Anweisungen wie ,Trag das von A nach B“. Und wo überhaupt ist mein Obst?’ Stimmt nicht. Gut, Betten beziehe ich nicht. Das macht meine Freundin (lacht). Ärgert es Sie, dass Menschen Sie anders einschätzen als Sie sind? Ich finde es schade, wenn sich Leute über meine Show äußern, die sie gar nicht gesehen haben. Ich kann doch nicht behaupten, dass Austern kacke schmecken, ohne sie jemals probiert zu haben. Ich kann das schon sagen, weil ich welche probiert habe. Die schmecken, wie wenn man alten Menschen die Nase aussaugt. Ich kann sehr wohl behaupten, dass die Show von Shakira in Köln eine glatte sechs war, weil sie Vollplayback gesungen hat – ich war nämlich dort. Und ich kann behaupten, dass das Konzert von George Michael geil war, weil ich dort gewesen bin. Es ist interessant, wie viele angeblich schlaue Leute Dinge sagen, ohne sie wirklich beurteilen zu können. Man sollte Kritik nur dann äußern, wenn man es erlebt hat. Lesen Sie Geschichten über sich? Nein! Das habe ich früher gemacht. Und natürlich verletzt und ärgert es mich, wenn Leute sagen, es sei alles unterirdisch. Ich bin stolz auf meine Arbeit, habe schon sieben Millionen Menschen bespaßt. Mein Team hat gut 200 Mitarbeiter, es gibt Weihnachtsgeld und wir fahren einmal im Jahr zusammen weg. Wir sind eine eingeschworene Truppe. Mein Steuerberater, mein Anwalt, meine Buchhalterin – alle seit 18 Jahren dabei. Ich bin eher ein Typ für die Langstrecke. Welcher Gag macht Ihnen am meisten Spaß? Der, in dem ich erzähle, wie ich versuche, einen Kronleuchter an der Badezimmerdecke festzumachen. Mit gefühlt 100 Lampen à 20 Watt. Viel zu hell, viel zu heiß. Und ich bohre, treffe ein Wasserrohr. Das habe ich noch nie erlebt: Ein Wasserrohr in der Decke! Jedenfalls rufe ich: Dreh ab! Dreh ab! Dreh ab! Und was macht meine Freundin? Sie macht die Musik aus … Das war wirklich süß. Menschen reagieren halt unterschiedlich bei Stress. Wie bereiten Sie sich auf ein neues Programm vor? Sehr, sehr lange, ich schreibe meine Texte alle selbst. Es gibt Kollegen, die vom iPad oder Zettel ablesen. Das mache ich nicht, die Leute haben schließlich Eintritt gezahlt. Ich spreche das Programm vor dem Spiegel, dabei geht es aber nicht ums Auswendiglernen, das konnte ich in der Schule schon nicht. Das Wichtigste ist Timing: Ein Zuschauer darf nicht im Programm sitzen und auf die Uhr gucken. Bei Vorpremieren nehme ich jede Show auf und schau sie mir hinterher an. So fallen mir kleine Dinge auf, die ich ändern kann. Wie sind Sie zu Hause? So wie auf der Bühne – lustig. Was meine Freundin natürlich fertig macht. Ich stehe auf und habe gute Laune. Montags wird bei uns nie telefoniert, außer es handelt sich um einen Notfall. Mails checke ich grundsätzlich nur bis 18 Uhr, wenn wir essen, geht niemand ans Telefon. Ich kann jedem nur empfehlen, das Handy auch mal wegzulegen. Sie behaupten von sich, alt, konservativ und traditionell zu sein. Das klingt jetzt sehr pauschal. Sagen wir mal so: Wir werden alle älter und das ist doch okay. Wir sollten damit aufhören rumzuposen. Es sind die schönen Momente im Leben, auf die es ankommt. Ich liebe es zum Beispiel, mit meinen Freunden wegzufahren, das machen wir zu viert einmal im Jahr. Wir sitzen am Pool, reden dummes Zeug, spielen Rummikub und Speedkniffel. Speedkniffel? Da darf jeder nur einmal würfeln. Was er hat, hat er. Da haste auch mit 82 Punkten mal gewonnen (lacht). Es geht nicht darum, was man tut, sondern sich mit Menschen zu umgeben, die man gern hat. Von Mirjana Cvjetkovic

Interview - Comedy-Star Mario Barth: „Ich bin ein Typ für die Langstrecke“