„Bares für Rares“ im ZDF: Klaus-Dieter Kelch aus Isernhagen feilscht

Der Mann hat ein Pokerface, verfolgt den Bieter-Wettkampf der Antiquitätenhändler ungerührt. 500 Euro? Klaus-Dieter Kelch (68) zuckt mit keiner Miene. „Dann behalte ich es lieber selber“, sagt er vor TV-Kameras über das wuchtige, handgeschnitzte Holz-Oval mit einem verliebten Pärchen. 600 Euro. 700 Euro. Kelch gibt nicht nach. Bis Wolfgang Pauritsch (48) die Nerven verliert und mit der flachen Hand auf den Tisch schlägt – für 800 Euro bekommt der Österreicher den Zuschlag. „Das war ein schöner Moment“, sagt Kelch zufrieden, als er der NP am Computer den Ausschnitt aus der ZDF-Show „Bares für Rares“ vorführt. Das war 2015. Vor wenigen Wochen hat Kelch wieder sein Glück versucht – was er bei seinem zweiten Auftritt im ZDF-Dauerbrenner (seit 2013 liefen mehr als 1000 Folgen „Bares für Rares“) angeboten hat, darf er nicht verraten. Ein Sendetermin steht auch noch nicht fest. Fest steht aber, dass es in dem Haus in Isernhagen, das er mit seiner Frau Martina (58) bewohnt, jede Menge zu entdecken gibt. Keine Ikeaschränke, dafür alle Epochen: „Ich hatte schon immer einen heißen Draht zu alten Sachen“, sagt Kelch. Man glaubt es ihm. Ikeaschränke findet man hier nicht, nur die Küche ist modern und funktional eingerichtet. Das Paar schläft in einem Doppelbett aus der Gründerzeit um 1870 (inklusive Besucherritze), daneben steht ein historischer Waschtisch. Im Wohnzimmer hängen und stehen ein Dutzend Uhren, Sammeltassen im Büfett („Wenn wir zum Kaffee einladen, darf sich jeder ein Set aussuchen“), ein funktionstüchtiges Grammophon, an dem sich Heiligabend die Schallplatte mit „Stille Nacht“ dreht. Kunstvoll gedrechselte Sekretäre, Schränke und Stühle aus allen möglichen Epochen. „Es ist eine Sucht“, gibt der 68-Jährige zu, der sonntags gerne über Flohmärkte streift. Ein Hobby, das er mit seiner Frau Martina teilt. „Neue Möbel finde ich langweilig. Diese Stücke erzählen alle eine Geschichte.“ Außerdem hängen Erinnerungen der Kelchs daran: „Den habe ich bei Ebay ersteigert“, sagt Kelch und deutet auf einen Schrank. Hamburg, Bielefeld, Berlin. Die Eheleute sind viel unterwegs. „Ich mache keine Leerfahrt“, sagt Kelch mit einem Schmunzeln. Will er seine Schwester in Bremen besuchen, fahndet er zuvor auf Internetplattformen nach alten Stücken, die er unterwegs begutachten und aufkaufen könnte. „Keine Antiquitäten, sondern alte Sachen“: Stehen in seinem Haus etwa Zehntausende von Euro? Kelch winkt ab. „Das sind keine Antiquitäten, sondern alte Sachen“, sagt er nüchtern. Für die 42 Porzellan-Schäferhunde in der Glasvitrine habe er zwar insgesamt „ein Vermögen“ ausgegeben, doch die Sammelleidenschaft habe keinen Marktwert. Sachen aufzustöbern, aufzupolieren und herzurichten sei sein Hobby – derzeit tobt er sich an einem Ungetüm von Schrank aus, der aus dem Jahr 1751 stammt. Ein lukratives Geschäft hätte er einst daraus machen können – damals in den 70ern, als er zusammen mit einem Freund einen Dienst für Haushaltsauflösungen anbot. „Wir haben die Sachen damals mit einem großen Lkw entweder direkt zur Müllkippe oder zu Zwischenhändlern gefahren“, erinnert er sich. „Wir wollten nur schnell Geld verdienen.“ Daran, die Schätze selber aufzubereiten und weiterzuverkaufen, dachten sie nicht. „Das war der größte Fehler meines Lebens.“ Statt sich auf Antiquitäten festzulegen, hat Kelch ein buntes Berufsleben hinter sich gebracht. Ausbildung zum Tischler, Umschulung zum Dachdecker, zwischendurch ein paar Jahre im Blumenladen und in der Fenstermontage, zuletzt führte er das inzwischen geschlossene Gasthaus Sievers mit Hotel in Isernhagen. Geblieben ist die Flohmarkt-Sucht. „Ich hab schon als Kind am Hohen Ufer Krimskrams und altes Spielzeug verkauft“, erzählt er. Heute sind seine liebsten Ziele der Findelhof in Wienhausen oder der Trödelmarkt auf dem Parkplatz des A2-Centers. Wenn Horst Lichter (58) durch „Bares für Rares“ führt, sitzen Klaus-Dieter und Martina Kelch vor dem Fernseher – oder sogar im Publikum. „Wir sind Fans“, sagt die 58-jährige Hobbytöpferin, die Lichters Kopf und dessen eindrucksvollen Schnurrbart aus Ton geformt hat. Sie fahndet in ihrem Smartphone nach Fotos, ein Bild zeigt ihren Mann mit Antiquitäten-Experte Albert Maier (70), der 2015 das Holz-Oval auf 800 Euro geschätzt hatte und Kelch große Anerkennung für den harten Kampf um den Preis gezollt hatte. „Ich kann feilschen“, sagt der Isernhagener stolz. Demnächst sieht man das wieder im ZDF. Und Kelch plant schon für die Zukunft – alle zwei Jahre darf man sich als Verkäufer bei „Bares für Rares“ bewerben. „Ich weiß auch schon, welches Stück ich dann anbieten werde“, sagt der 68-Jährige geheimnisvoll. Lesen Sie auch Bares für Rares im TV und Livestream: So sehen Sie die Show mit Horst Lichter Sammler zahlen für seltene Münzen Traumfänger sind in Hannover im Trend Niedersachsens Museen sammeln Corona-Objekte Von Andrea Tratner