Amerikanische Pizza: "Panover" an Hannovers Steintor hat eröffnet

Nicht Hannover, nicht Gameover, nicht Pancake – sondern „Panover“: „Wir wollten bei dem Namen unseres Restaurants mit diesen Wörtern spielen“, erklärt Inhaber Pardaiss Rokai (30). „Pan ist das englische Wort für Pfanne – und wir verkaufen Pfannen-Pizzen amerikanischer Art. Das Over steht nicht nur für Hannover, sondern auch für Gameover. Unsere Pizza soll also das Endlevel sein, die höchste und damit beste Stufe von Pizza.“ Eine selbstbewusste Behauptung. „Wir empfinden es zumindest so, für uns ist es die beste Pizza. Aber manche mögen italienische Pizza mehr, jeden Geschmack können wir also nicht treffen“, weiß Rokai. Mit seinen Cousins Zwak Dawlatzai (29), Youssef Arkiza (39) und Rahib Akrami (32) hat er das „Panover“ am Steintor eröffnet. Statt dünner, knuspriger Pizzen im italienischen Stil gibt es hier fluffigen Teig mit dickem Rand, üppig belegt und Saucen als Toppings – typisch amerikanisch eben. „Panover“: Fluffige Pizzen mit dickem Rand: „Wir haben vier Monate an dem Teig getüftelt“, verrät Rokai. Damit kennen sich die vier Männer aus, denn seit vier Jahren betreiben sie das „Wonderwaffel“ an der Andreaestraße, zwei weitere Filialen haben sie in Hamburg. „Aber davor haben wir Pizza gemacht“, erzählt Rokai. Die Familie stammt aus Essen, dort haben sie ihre ersten gastronomischen Erfahrungen gesammelt. „Irgendwann haben Bekannte einen ,Wonderwaffel’-Laden in Essen eröffnet, das wollten wir auch. Also haben wir uns überlegt, in welche Stadt wir gehen wollen und haben uns verschiedene Orte angeschaut“, erinnert sich der Gastronom. „Hannover hat uns von Anfang in seinen Bann gezogen. Man fühlt sich direkt heimisch – und die Menschen hier sind stolz auf ihre Heimat. Das hat uns gefallen.“ Was ihnen weniger gefiel: „Die Gastfreundschaft! Wir wissen nicht, woran es liegt, ob es die niedersächsische Zurückhaltung ist – aber uns hat herzlicher Service beim Essengehen wirklich gefehlt.“ Sie wollten es anders machen, jeder Gast bekam mit Schokosauce seinen Namen auf die Waffel geschrieben. Und noch etwas haben die Essenern vermisst: amerikanische Pizza. Die Cousins waren häufig in den USA, Rokai hat viele Jahre in London gelebt. Dort ist amerikanische Pizza so populär wie hierzulande die italienische Variante. In Hannover gibt es als großen Anbieter amerikanischer Pizzen „ Pizza Hut “, aber keinen inhabergeführten Laden. Ansturm bei der Eröffnung: Das haben die vier Cousins am 16. Oktober geändert. An dem Tag haben sie ihr „Panover“ eröffnet – mit einer besonderen Aktion: Die ersten 200 Gäste bekamen ihre Pizza umsonst. „Ohja, der Ansturm war groß, aber wir konnten ihn bewältigen“, sagt Rokai und lacht. Die Schlange ging bis zum Anzeiger-Hochhaus, manche warteten eine Stunde in der Kälte, andere hatten einen Campingstuhl dabei. Die letzten Tage vor der Eröffnung haben die Männer nicht mehr geschlafen. „Wir haben drei Tage unsere Wohnungen nicht mehr gesehen und durchgemacht.“ Am letzten Tag vor Eröffnung seien noch 84 Einkaufszettel zusammen gekommen: „Wirklich! Wir mussten noch 84-mal los, um fehlende Zutaten zu besorgen.“ Die Chefs stehen selber hinter der Theke und in der Küche, „es muss ja erstmal anlaufen“. Auch die 400 Quadratmeter Ladenfläche, die Platz für 100 Gäste bietet und sich über drei Etagen verteilt, haben die Männer weitestgehend selber fertig gemacht. „Wir haben die Tische selbst gebaut, die Theke, wir haben Fliesen gelegt, verfugt, die Wände gemacht.“ Gastronomen und geborene Handwerker? „Naja, wir mussten es uns irgendwie selbst aneignen“, sagt Rokai und lacht. Anderthalb Jahre hat der Umbau des einstigen Berufskleidungs-Geschäfts „Christoph & Oschmann“ gedauert. Corona verzögerte die Maßnahmen, Handwerker sagten ab. „Wir hatten viel Pech“, bedauert Rokai. Umso glücklicher ist er mit dem Ergebnis – sowohl kulinarisch als auch optisch. Das Design ist amerikanisch und schlicht, erinnert an ein Diner. Es gibt rote Lederbänke, rote Ziegeln und rote Lampen. Das Highlight: Ein Wand-Graffiti, das zwei Engelsflügel aus Pizza zeigt – gemalt von Künstlerin „Gurugirll“ alias Liya Lapidus (30). Die Idee: Kunden sollen sich vor das Gemälde stellen und fotografieren lassen – mit Engelsflügeln aus Pizza. Wer schon in den USA war, kennt Flügel-Graffiti als beliebtes Fotomotiv auf den Straßen. Dass das Projekt „Panover“ geglückt ist, liege nur daran, dass die vier Cousins so ein gutes Team seien. „Es war und ist mein Traum, mit ihnen zusammen zu arbeiten. Wir sind Familie, wir vertrauen uns bedingungslos und kennen uns in- und auswendig“, schwärmt Rokai von seinen Cousins. „Wir sind wie die Musketiere. Einer für alle, alle für einen.“ Die vier Inhaber sind Cousins: Und jeder bringt seine eigenen Fähigkeiten ein: So sei Arkiza, der studierte Betriebswirt, der „Finanzminister“ des Teams. Dawlatzai sei „der Verteidigungsminister, er führt das Rudel an“. Akrami sei der Familienminister – „er ist der Einzige von uns, der schon Kinder hat. Und wir lieben sie über alles!“ Und Rokai, welche Geige spielt er in dem Quartett? „Er ist der Gesundheitsminister“, ruft Arkiza, während er die Bons sortiert. „Wir nennen ihn eigentlich nur Doktor oder ,den Arzt’. Sobald jemand ein Kratzen im Hals hat, hat er ein gutes Hausrezept parat.“ Die Männer lachen. Tatsächlich ist Rokai sehr gesundheitsbewusst, ernährt sich seit zwei Jahren vegetarisch. Passt Pizza dann ins persönliche Konzept? „Ja, ich ernähre mich seit vier Wochen täglich von Pizza“, gibt er zu. Und er beteuert: „Bei Pizza, vor allem amerikanischer, denkt man direkt an viel Fett. Unsere hat einen geringen Fett- und Salzanteil, alles hausgemacht und frisch, nichts ist tiefgekühlt, wir verwenden nur frische Kräuter.“ Die vorläufige Speisekarte soll noch größer werden. Neben den Pfannen-Pizzen (ab 7,90 Euro), Pasta-Gerichten und Cheeseballs (Käse-Bällchen) soll es unter anderem demnächst Cookie Dough (eine amerikanische Nachspeise aus Keksteig) und Chicken Wings geben. „Wir probieren noch rum.“ Die Zeit muss sein – auch wenn die Männer von zehn Uhr morgens bis zwei Uhr nachts in ihren Läden stehen. Lesen Sie auch Burger und Gin: "Curry Culum" zieht an den Klagesmarkt in Hannover Hannover: Kosseglou von "Francesca & Fratelli" war als B.K. berühmt Neue Bar in Hannovers Altstadt: "Leinery-Lounge" by Probierbar Von Josina Kelz