Berlin. 63 Prozent der Führungsspitzen aus Wirtschaft und Politik sind vom Start der Koalition enttäuscht. Das ergab das „Capital-Elite-Panel“, das am Montag in Berlin vorgestellt wurde. Weniger als die Hälfte der Top-Entscheider halten die Politik von Union und FDP für geeignet, um das Land voranzubringen.
Insbesondere den steuerpolitische Kurs von Schwarz-Gelb sehen sie kritisch. 78 Prozent der Führungskräfte halten weitere Entlastungen ab 2011 für unrealistisch. 70 Prozent gehen nicht davon aus, dass Union und FDP das Steuersystem wie angekündigt in den nächsten vier Jahren vereinfachen werden.
Das Ansehen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist trotz der Enttäuschung jedoch nicht angekratzt. 69 Prozent halten sie für eine „starke Kanzlerin“, fünf Prozentpunkte mehr als bei der jüngsten Befragung im Juni - also zu Zeiten der großen Koalition. Die klare Mehrheit der Führungsspitze sieht sie demnach als kluge Strategin mit politischem Fingerspitzengefühl und Durchsetzungskraft. In Merkels Kabinett genießt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) das höchste Ansehen. 91 Prozent der Führungskräfte trauen ihm eine gute Arbeit zu, bei Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sagen dies nur 26 Prozent.
Auch der Zuspruch für Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ist - trotz der anhaltenden Debatte um die „Kundus-Affäre“ - ungebrochen. 87 Prozent trauen ihm eine gute Regierungsarbeit zu, 70 Prozent halten es sogar für möglich, dass er der erste CSU-Bundeskanzler werden könnte.
Für die Untersuchung befragte das Institut für Demoskopie Allensbach zwischen dem 24. November und 7. Dezember fast 550 Führungskräfte - darunter 77 Vorstände aus Konzernen mit mehr als 20 000 Beschäftigten sowie 24 Ministerpräsidenten und Minister. Die Umfrage im Auftrag des Wirtschaftsmagazins „Capital“ findet seit 1987 zwei Mal im Jahr statt.
ddp