Wenn eine alteingesessene Show droht, vorhersehbar zu werden, greifen die Macher oft zu einem bewährten Mittel: den Szenenwechsel. Dann macht Mr. Bean Ferien, Elyas M‘Barek und die Fack-Ju-Göhte-Klasse fahren nach Thailand. Und Riverdance kriegt einen internationaleren Anstrich.
Letzteres heißt „Heartbeat of Home“, ist ein Spin-Off der Stepptanz-Show und, das sehen 1500 Besucher in der Swiss Life Hall, integriert lateinamerikanische Bewegungen und den ein oder anderen HipHop-Step gelungen in den irischen Beintanz. Ohne Stepp-Overlord of the Dance Michael Flatley, aber dafür mit haargenauer Choreo, beeindruckender Athletik und einer sechsköpfigen Band, die sich in den Stilen nicht verzettelt.
Hinten auf der Leinwand scheint öfter mal ein Mond pathetisch über die Bühne, eine Sonne versinkt schön blutrot im Meer, eine spanische Plaza liegt nachts romantisch da, während die Nylongitarre klimpert. Bewegt sich die Animation, hat sie was von PC-Spielen der Nullerjahre, ein wenig künstlich sind die wogenden Wellen des animierten Atlantiks, aber das soll vom Ensemble nicht ablenken.
Vor allem in der zweiten Hälfte der zweistündigen Show reißen die Tänzer mit, absurd schnell getaktet landen die Sohlen auf dem Bühnenboden, die Symbiose mit nicht-irischem Tanz funktioniert gut. In einem Sepiaton gekleidet sitzen die Tänzer auf einer Stahlstrebe, eine Hommage an die „Mittagspause auf einem Wolkenkratzer – nur dass heute nicht nur Butterbrote verzehrt werden, sondern gleich die Stabilität des Balkens getestet wird, mit synchronen Steps in steigernder Intensität.
Bald greifen die Tänzer selbst zur Percussion und trommeln wild zur eigenen Bewegung, die Show hat auch etwas vom West End-Klassiker „Stomp“. Zum Finale tritt das Ensemble in Glitzersakkos und -kleidern auf, hinten strahlt die Skyline von Schanghai – und „Heartbeat of Home“ kann tatsächlich ein wenig Riverdance-Glamour schaffen: Dafür gibt das Publikum reichlich Standing Ovations.
Von Lilean Buhl