„Wir als Hochschule haben uns Gedanken gemacht, wie wir uns in dieses gesellschaftliche Thema mit einbringen können“, sagte Josef von Helden, Präsident der Hochschule Hannover (HsH). Wie das aussehen könnte, erklärte er auf einer Vollversammlung, zusammen mit den Vizepräsidenten Thorsten Schumacher und Heike Dieball, mit dem Dekan der Fakultät 3 Martin Scholz und mit Jann Bruns, Vizepräsident für Verwaltung und Finanzen an der Hochschule für Musik, Theater und Medien (HMTMH).
„Es werden nicht nur männliche Asylsuchende, sondern auch Frauen mit Kindern kommen“, so Schumacher, „das wird sehr streng getrennt, sowohl die Sanitäranlagen als auch der Aufenthalt.“ Die neuen Bewohner werden in Zelten schlafen, die in dorfähnlichen Gruppen angeordnet sind, berichtete er. Welcher Nationalität die Menschen angehören, die bald im Deutschen Pavillon überwintern sollen, wisse man noch nicht. Unklar ist bisher auch, wann genau das Gebäude von Flüchtlingen bezogen wird. Stadtsprecher Alexis Demos sagte dazu: „Der Zeitpunkt der Inbetriebnahme ist von der Flüchtlingszuweisung des Landes abhängig.“ Die große Hilfsbereitschaft sieht die Stadt grundsätzlich positiv: „Es ist lobenswert, dass die Studenten sich so engagieren“, so Demos.
Bereits letzte Woche trafen sich Studierende, Mitarbeiter und Dozenten aus verschiedenen Bereichen, um zu überlegen, wie man die neue Nachbarschaft gestalten kann. „Es soll eine Broschüre in verschiedenen Sprachen geben, um die Hochschule vorzustellen“, kündigte Vizepräsident Schumacher an. Außerdem plane das Sprachzentrum der HsH, Deutsch als Fremdsprache anzubieten. Bruns von der HMTMH regte außerdem ein Musikprojekt mit Kindern an: „Das soll die Menschen musikalisch in Kontakt bringen“, sagte er, „das ist in der Musik einfacher, weil sie nicht vorrangig Sprache benötigt.“ Ziel sei es, gegenseitige Toleranz zwischen den Kulturen herzustellen: „Es geht nicht darum, unsere Kultur zu übernehmen, sondern sie zu verstehen.“
Die Voraussetzungen dafür sind gut. Die Nachfragen aus den Reihen der Studenten zeigten vor allem Neugier und den Wunsch zu helfen: Wo meldet man sich, wenn man eine Projektidee hat? Bleiben die Flüchtlinge lange genug für längere Projekte? Wird es psychologische Versorgung geben? Nicht auf jede Frage hat die HsH bisher eine Antwort. Schumacher betonte jedoch: „Wir werden uns nicht verschließen mitzuwirken.“ Auch Vizepräsidentin Dieball war beeindruckt vom Engagement, das vom Campus Expo-Plaza kommt: „Es gibt viele Ideen, und die müssen wir sammeln!“ In den nächsten Tagen sollen die Studierenden Ansprechpartner bekommen, an die sie sich mit ihren Ideen wenden können. Dekan Martin Scholz sagte, er freue sich auf die Herausforderung: „Für mich ist es ein wunderbarer Anlass, die Realität in die Hochschule zu bringen“, sagte er. Schumacher rechnet mit einem respektvollen Umgang miteinander von beiden Seiten: „Jeder ist verantwortlich dafür, dass das Zusammenleben so funktioniert, wie wir uns das wünschen.“
von Leonie Gebhard