Weil er ausrangierte Hand- und Fußfesseln aus dem Gefängnis im Internet verkauft hat, steht ein Justizvollzugsbeamter seit Dienstag vor dem Amtsgericht Hannover. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 43-Jährigen Diebstahl und Betrug vor.
Der Mann soll die Fesseln, die in seinem Büro gelagert waren, mit nach Hause genommen und als "Kerkermeister 1972" bei Ebay angeboten haben. Laut Anklage wurde er 15 Fesseln samt Schlüssel für Preise zwischen 36 und 130 Euro los.
Zum Prozessauftakt räumte der Amtsinspektor die Verkäufe in einer von seinem Verteidiger verlesenen Erklärung ein, bestritt aber die Vorwürfe Diebstahl und Betrug. "Ich wollte mich durch den Verkauf nicht bereichern", beteuerte der Wächter mit den kurzen grauen Haaren, der leger in Jeans und Polo-Shirt gekleidet war. Vielmehr sei es darum gegangen, Ausrüstung für die Mitarbeiter der JVA Hannover anzuschaffen, die teilweise nicht vom Land bezahlt werde.
Die Geschäfte mit den ausgesonderten Hand- und Fußfesseln seien mit seinem Vorgesetzten abgesprochen gewesen, der dies jetzt bestreite. Darüber hinaus habe er sich per Mail im niedersächsischen Justizministerium erkundigt, ob es noch eine Verwendung für die Fesseln gebe. Er habe zu keinem Zeitpunkt das Gefühl gehabt, eine strafbare Handlung zu begehen, ließ der Familienvater erklären.
Allerdings habe er in der JVA vielfach Straftaten gegenüber Gefangenen mitbekommen und darüber auch mit seinem Vorgesetzten geredet. Der nicht vorbestrafte Beamte ist derzeit vom Dienst suspendiert und bekommt gekürzte Bezüge. Ein Disziplinarverfahren läuft.
Ursprünglich hatte Richter Koray Freudenberg bereits am Dienstag das Urteil verkünden wollen, jedoch stellte Verteidiger Andreas Hüttl eine Reihe von Beweisanträgen. Unter anderem beantragte der Rechtsanwalt, den für die Fesseln in den niedersächsischen Gefängnissen verantwortlichen Ministeriums-Mitarbeiter als Zeuge zu hören. Der Prozess wird aus Termingründen voraussichtlich erst im November fortgesetzt. dpa