Ein Briefträger (37) der Citipost hatte die Sendungen zwischen September und Dezember 2014 einfach nicht mehr ausgetragen und daheim gehortet. Das Unternehmen hatte dank seines Qualitätsmanagements zeitnah festgestellt, dass im Zustellbezirk Gehrden etwas nicht stimmt, berichtet Citipost-Geschäftsführer Lars Rehmann: „Seit Anfang November gab es ein erhöhtes Reklamationsaufkommen.“ Der 37-Jährige wurde entlassen. Die verschollene Post blieb allerdings unauffindbar. Bis zur Durchsuchung der Polizei in der vergangenen Woche.
Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungsakten in einem Strafverfahren im Herbst 2014 an einen Rechtsanwalt in Gehrden übersandt. Doch dort kamen sie nie an. Die Ankläger machten sich deshalb auf die Suche und hakten auch bei der Citipost nach. Dort erfuhren sie von „Unregelmäßigkeiten“ im Zustellbezirk des 37-Jährigen und seiner Kündigung. „Es wurde dann ein richterlicher Durchsuchungsbeschluss beantragt“, sagt Thomas Klinge, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Und den vollstreckte die Polizei vergangene Woche.
Die Beamten fanden die fehlende Post verpackt in Säcken. Insgesamt vier Zentner lagerten bei dem 37-Jährigen im Keller. Eine Menge, die sich durchaus innerhalb von drei Monaten ansammeln kann, so Rehmann: „300 bis 600 Briefe tragen die Zusteller pro Tag aus.“
Der Fund ist sichergestellt worden. „Alle Sendungen werden jetzt tabellarisch erfasst und dem Unternehmen zurückgegeben“, sagt Klinge. Von der Citipost müssen nun alle Absender als Eigentümer der Briefe kontaktiert und befragt werden, ob sie an einer Beförderung der Sendung interessiert sind. Rehmann: „Dazu sind wir als Postdienstleister verpflichtet.“ Gut möglich also, dass Briefe aus dem Monat Dezember nun in Juni oder Juli bei den Empfängern ankommen. „Da könnte es Weihnachtspost im Hochsommer geben“, erklärt der Oberstaatsanwalt.
Der 37-Jährige hat eingeräumt, er habe „Mist gemacht“. Ihm steht ein Verfahren wegen Unkundenunterdrückung und Unterdrückung von Postsendungen ins Haus.