So ein Start ins Uni-Leben kann ganz schön stressig sein. Viele der Erstsemester, die am Donnerstag in den Lichthof der Leibniz Uni gekommen sind, stehen noch alleine auf weiter Flur.
„Das sind schon sehr gemischte Gefühle, weil man niemanden kennt“, gibt Bianca Soester aus Wunstorf zu. Die 24-Jährige ist gelernte Tourismuskauffrau, will nun aber doch lieber noch mal studieren, Erdkunde und Deutsch auf Lehramt. „Vorfreude ist natürlich auch da.“
Wohnungssuche „vermiest“ den Start
Immerhin: Die Blondine will pendeln und muss, anders als viele andere Erstsemester, nicht nach einer Wohnung suchen. Wie nervtötend diese Suche sein kann, wissen Gülseran Akay und Ebru Cin aus Celle nur zu gut. Seit Monaten suchen die Freundinnen. „Oft wird man jedoch nicht mal mehr zum Casting eingeladen. Das ist sehr belastend und vermiest einem den Start schon“, sagt die 19-jährige Gülseren.
Uni-Chef voll des Lobes
Uni-Chef Volker Epping umging bei seiner Begrüßungsansprache lieber solch unangenehme Themen. Stattdessen hielt er ein Loblied auf seine Uni und die Stadt. „Hannover zieht. gegen den Trend steigen unsere Zahlen an.“
29 300 Menschen studieren mittlerweile an der Leibniz Uni. Rund 5 300 davon beginnen zu diesem Semester ihren Bachelor. Knapp 2300 Studierende machen weiter in Hannover oder beginnen hier neu ihren Master-Studiengang..
Das sind die beliebtesten Fächer
Mit den Wirtschafts- und Rechtswissenschaften stehen zwei zulassungsbeschränkte Studiengänge an der Spitze der Beliebtheit. Auf Platz drei bis fünf folgen die zulassungsfreien Fächer Informatik, Bau- und Umweltingenieurwesen sowie Maschinenbau. Beliebtestes geisteswissenschaftliches Fach ist Philosophie. Die will auch Anneliese Mohr aus Hannover durchdringen. Direkt nach dem Abi geht es für sie weiter mit dem Studium. „Ich wollte keine Lücke in meinem Lebenslauf haben“, erzählt die 18-Jährige. Wegen der angespannten Wohnungslage bleibt sie zunächst bei ihren Eltern wohnen.
Fündig geworden ist dagegen Matteo Pille. Wie Bianca Soester hat auch der 23-Jährige zunächst eine Ausbildung absolviert. Nun hängt er das Studium zum Berufsschullehrer dran – Holztechnik und Englisch. „Beim vierten Wohnungscasting hat es geklappt. Nun habe ich schon Bock anzufangen“, sagt er.
Grußwort vom Oberbürgermeister
DDass Studieren viele schöne Seiten haben kann, ist klar. „Nutzen Sie unsere Angebote“, forderte Uni-Präsident Epping die 1500 Erstsemester auf. „Wir haben das Glück, hier in einer privilegierten Lage zu sein. Mit der Linie 4 ist alles schnell erreichbar in Hannover.“
Per Videobotschaft sandte auch OB Stefan Schostok Grußworte an die Studienanfänger. „Hannover hat viel zu bieten. Gehen Sie ,limmern’ oder entdecken einer der vielen Kneipen in der Nordstadt“ empfahl der SPD-Mann.
Epping betonte das breite Angebotsspektrum der Uni. „Bis auf Medizin können Sie hier fast alles studieren. Und selbst dafür gibt es bei uns in Hannover ja noch die MHH.“
Mehr Identifikation per Hashtag?
Auch der Namensgeber der Uni, Gottfried Wilhelm Leibniz, spielte eine große Rolle. „Er war das letzte Universalgenie unserer Zeit. Wofür wir heute mehr als 300 Dozenten brauchen – das konnte Leibniz früher alleine“, so Epping.
Jeder „Ersi“ bekam zum Empfang einen Jutebeutel voller Broschüren, Flyer und kleiner Geschenke. Unter den Hashtags #ersi2018 und #gottfried können die Neuankömmlinge direkt ihre Identifikation mit ihrer neuen Uni ausdrücken, so der Wunsch der Veranstalter. Eine erfolgreiche Wohnungssuche könnte dabei sicherlich helfen..
Von Timo Gilgen